Das Moor – mehr als ein Rohstofflieferant
Ein gesundes Moor
Moorlandschaft © Mario Dobelmann / www.unsplash.com

Denken wir an Moore, so haben wir eine fast baumfreie Feuchtlandschaft vor dem geistigen Auge. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten haben hier ihr Zuhause, Zugvögel machen hier gerne Rast und so mancher Jäger hat hier schon ein paar Gummistiefel lassen müssen. Der nasse Charakter dieser wertvollen Gebiete ist auch der Grund, weshalb in den 70ern ganze Moorlandschaften trockengelegt wurden, um sie der Land- und Forstwirtschaft zugänglich zu machen. Praktisch, dass dabei ein fester Stoff ab fiel, aus dem das Moor eigentlich besteht. Torf! Über Jahrtausende lang gebundener Kohlenstoff welcher in Form von CO2 aus der Atmosphäre entzogen wurde. Dieser entsteht aus abgestorbenen Pflanzenresten, die unter Sauerstoffabschluss richtig mächtige Kohlenstofflagerflächen bilden. Eine echte Kohlenstoffsenke also und daher extrem wichtig für den Klimaschutz.

Torfabbau
Torfabbau im Moor © Bernd Wolter / www.stock.adobe.com

Bis heute werden Moore entwässert und somit zerstört, um den Torf für Blumenerde und andere Substrate zu verarbeiten. Argumentation für die Verwendung von Torf ist immer noch die Speicherfähigkeit von Wasser. Diese Eingriffe haben drastische Folgen für unser Klima aber auch für unsere Kulturlandschaften und die Biodiversität. Werden Moore trockengelegt und der Torfkörper als Pflanzsubstrat verwendet, wird das Torf mineralisiert. Dabei entweicht das vorher über Jahrtausende eingeschlossene CO2, aber auch andere weitaus problematischere treibhausrelevante Gase wie Lachgas. Lachgas ist ca. 300 mal klimawirksamer als Kohlendioxid. Den größten Teil dieser Emissionen verursachen in Deutschland die Land- und Forstwirtschaft mit fast 85% und der industrielle Torfabbau mit 7%.

Sonnentau
Sonnentau © Stux / www.pixabay.com

Wollgras, Sonnentau und Kreuzotter haben es ohne Moore schwer zu Überleben. Doch nicht nur für den Artenreichtum unter Tieren und Pflanzen, sondern auch für uns Menschen sind diese einzigartigen Feuchtlandschaften unschätzbar wertvoll. Als gigantische Wasserspeicher wirken Moore in der Landschaft wie ein Schwamm und schützen dadurch bei Hochwasser vor Überflutungen. Da sie zugleich im Wasser gelöste Schadstoffe binden, haben sie eine wichtige Funktion als Filter. Viele Moore stehen zwar heute unter Schutz, doch belasten Umwelteinflüsse diese fragilen Ökosysteme stark. Nur rund fünf Prozent der deutschen Moore sind heute noch intakt oder naturnah, und der dramatische Moorschwund hält weiter an.

Um unsere letzten Moore zu erhalten, bleibt noch viel zu tun. Ein Anfang neben dem Schutz wäre der Verzicht auf torfhaltige Erde als Pflanzsubstrat. Es gibt regional so gute Alternativen. Bringen wir zum Beispiel Kompost in unseren Oberboden im Garten ein, düngen wir nicht nur, sondern steigern auch den Humusgehalt im Boden. Der Boden wird feinkrümeliger, speichert mehr Wasser und das Leben im Boden steigt an, sprich, die Biodiversität steigt. Schaffen wir es pro Jahr nur 1% Humus in unseren Böden aufzubauen, ist es möglich, je nach Bodenart 30 – 60 Tonnen Kohlendioxid pro Hektar zu speichern. Fast wie ein kleines Moor!

Wenn Moore nicht mehr industriell genutzt werden, werden diese Flächen wieder vernässt. Moore erhalten ihre ursprüngliche Funktion als Kohlenstoffspeicher zurück und die Freisetzung von klimaschädlichen Gasen kann gestoppt werden. Denn obwohl Moore weltweit nur drei Prozent der globalen Landfläche einnehmen, binden nasse Moore ein Viertel des Kohlenstoffs in der Erdkruste. Doppelt so viel wie alle Wälder dieser Erde zusammen!

Gärtnern ohne Torf